
Paula rieb sich ihre Hände an der Hose ab und betrat das Schulhaus. Es war der erste Schultag in der siebten Klasse. Kurz vor dem Läuten trat sie in das neue Klassenzimmer. Die letzten sechs Jahre war sie jeden Tag mit ihrer besten Freundin Sonja in die Schule gelaufen. Unsicher stand sie in der Tür und überlegte, wo sie sich hinsetzten, sollte.
dass sie sehr unsympathisch aussah, aber Sonja schien sich sehr gut mit ihr zu verstehen. Paula ging zu den beiden und begrüsste Sonja. «Hi, ich bin Paula», stellte sie sich dem anderen Mädchen vor. Das Mädchen verzog den Mund und sagte «Hi Paula, ich bin Helen.» Paulas Eindruck von Helen veränderte sich kein bisschen, sie war genauso unsympathisch wie sie aussah.
Es klingelte und Paula ging zu dem einzigen freien Platz. Es war ein leeres Pult und Paula sass allein. Als Paula sich gesetzt hatte betrat die Lehrerin das Klassenzimmer. «Hallo liebe Klasse. Ich bin eure Klassenlehrerin Frau Scholle», sie machte einen netten Eindruck fand Paula, ganz anders als Helen. Frau Scholle begann den Unterricht mit den Wichtigsten Informationen und einer Vorstellungsrunde. «In zwei Wochen wird noch eine Schülerin zu uns stossen, sie heisst Karoline und wird neu hierherziehen.» In der ganzen Klasse waren 19 Schüler und Schülerinnen.
Die meisten kannten einander schon ein bisschen, weil sie ja alle aus dem gleichen Umkreis kamen, manche von ihnen hatte Paula aber noch nie gesehen, da sie aus der anderen Primarstufe in der Stadt kamen. Diese Leute die Paula noch nicht kannte, waren Helen und ihre drei Freundinnen, und fünf andere Jungs. Nach der Vorstellungsrunde führte sie Frau Scholle durch das Oberstufenschulhaus. Paula lief neben Sonja, als die plötzlich von ihr weglief, um zu Helen zu gehen. Paula fragte sich, was das sollte, lief Sonja aber nicht nach. Sie wollte schliesslich nicht zu sehr in Helens Nähe sein. Am Nachmittag wartete Paula auf Sonja, um mit ihr nach Hause zu gehen. Auf dem Heimweg fragte Paula: «Warum bist du heute Morgen nicht bei mir klingeln kommen? Wir hatten doch abgemacht, dass wir zusammen gehen?»
«Ich bin mit Helen gegangen. Ich habe sie in den Sommerferien kennengelernt. Ihr Vater hat mich mit dem Auto abgeholt», Paula blickte auf ihre Schuhe und schluckte. Sonja war noch nie sehr feinfühlig. «Du hättest es mit sagen können, dann hätte ich nicht auf dich gewartet»
«Daran habe ich gar nicht gedacht», gab Sonja zu «aber ja, es ist ja alles gut gekommen nicht? Ich bin nur froh, dass ich nicht diese Karoline bin. Ich mein wer will schon zwei Wochen nach Schulbeginn erst in die Schule kommen?»
«Ja voll», stimmte Paula halbherzig zu.
«Und auch dieser Name! Karoline. Wer will schon Karoline heissen. Helen hat gesagt, die ist sicher so ne Bauerngöre. Findest du nicht auch?»
«Natürlich»
«Und hast du Helens Kleider gesehen. Die sind so schön. Anders als deine»
«Na vielen Dank auch» erwiderte Paula eigeschnappt.»
«Aber du musst schon zugeben, dass Helens Kleider schöner sind als deine», rechtfertigte sich Sonja.
Bei der Kreuzung, wo sich ihre Wege trennten, fragte Paula, ob Sonja morgen wieder mit ihr laufen würde. «Weisst du ich würde schon, aber Helen hat mir angeboten wieder mit ihr zu fahren, darum ja»
Die nächsten paar Tage nervte sich Paula immer mehr über Helen. Zum Beispiel, als Sonja fand sie wolle die Pausen lieber mit ihr als mit Paula verbringen, oder als sie abschätzig über Paulas Kleider schaute. Jeden Tag auf dem Heimweg mit Sonja war Helen immer präsenter in ihren Gesprächen.
Neben Paula sass immer noch niemand.
Am Montag mussten sie in der Klasse Gruppen bilden für einen Vortrag, Paula hatte in den letzten sechs Jahren jeden Vortrag mit Sonja gemacht, aber als Paula an diesem Montag zu Sonja ging, um sich mit ihr einzutragen, teile Sonja ihr mit, dass sie den Vortrag schon mit Helen machte. Alle hatten sich bereits eingetragen, nur noch Paula war übriggeblieben. Frau Scholle sagte ihr, dass sie den Vortrag allein machen sollte.
Auf dem Weg nach Hause redete Sonja mal wieder ohne Pause darüber, wie grossartig Helen war. «Und sie hat gesagt, dass ich-«
«Warum hast du dich nicht mit mir eingeschrieben, ich muss den Vortrag jetzt allein machen!»
«Du hättest halt schneller sein müssen dann wärst du jetzt nicht allein»
Paulas Herz wurde schwer. Früher war Sonja doch ein bisschen einfühlsamer gewesen, wenn auch nicht viel.
Als Paula zuhause ankam verkroch sie sich in ihrem Zimmer und kam erst zum Abendessen wieder raus.
Am nächsten Morgen in der Schule fragte Paula, ob Sonja mal wieder Zeit hatte, zum Abmachen. «Ich kann leider nicht ich habe ja tanzen und ich habe auch schon mit Helen abgemacht», war die desinteressierte Antwort. «Aber wir haben schon seit zwei Wochen nichts mehr zusammen gemacht, nicht seit Helen mit uns in den Klassen ist. Und jedes Mal, wenn ich dich gefragt habe, hast du Training oder schon mit Helen abgemacht-«
«Was macht denn die hier?» Helen war gekommen. «Ich will nicht in ihrer Nähe sein, sonst werde ich noch angesteckt!» Sie machte eine scheuchende Bewegung in Richtung Paula und setze sich auf ihren Platz. Sonja sah Paula erwartungsvoll an und drehte sich zu Helen, um mit ihr zu sprechen.
Traurig setze sich Paula auf ihren Platz zurück.
Am Wochenende hockte Paula in ihrem Zimmer und las stundenlang. Sie freute sich nicht auf den Montag, sie wollte Helen und Sonja nicht mehr sehen, aber ihre Mutter überredete sie dazu trotzdem zu gehen.
Am Montag setze sich eine kleine Brünette neben Paula. «Hi, ich bin Karoline. Wer bist du?»
«Ich bin Paula», Karoline schien sehr nett. «Ooh das passt ja! Zwei Landgören auf einem Haufen. Bitte kommt einfach nicht mit euren Stallschuhen in die Schule, sonst muss ich mir ernsthaft überlegen, wie ich Papi dazu bringe mich von dieser Schule zu nehmen», Helen stand hinter den beiden. Sie schaute beide noch einmal abschätzig an und stolzierte zu ihren Freundinnen und Sonja zurück, die Paula entschuldigend anschaute. «Was ist denn mit der falsch?» mit grossen Augen schaute Karoline Helen hinterher.
«Guten Morgen liebe Klasse, ich hoffe sie hatten alle ein schönes Wochenende und haben sich schön amüsiert. Wie schon angekündigt ist heute unsere neue Schülerin, Karoline, zu uns gestossen. Willst du sich kurz Mal vorstellen bitte?»
«Ahm Ich bin Karoline und ich spiele Tennis»
«Vielen Dank, wir werden jetzt normal mit dem Unterricht weitermachen, wenn du Fragen hast, kannst du gerne auf mich zukommen Karoline», Frau Scholle fing an der Klasse Algebra zu erklären.
«Also was ist dein Hobby?» fragte Karoline flüsternd. «Ich habe früher mal mit Sonja getanzt, aber das war nichts für mich»
«ach schade. Wer ist Sonja?»
«Das ist die Blonde neben Helen. Du hattest ja schon das Vergnügen Helen kennenzulernen. Sonja war bis zum Sommer meine beste Freundin, aber im Moment machen wir nichts mehr zusammen. Sie macht alles mit Helen»
«Helen. Was für ein passender Name für eine verzogene Göre. Das mit Sonja tut mir sehr leid»
Am Nachmittag verabschiedeten sich die beiden Mädchen. Paula freute sich auf morgen. Karoline war richtig nett.
In den nächsten Wochen freundete sich Paula immer mehr mit Karoline an und langsam lernte sie zu ignorieren, was Helen über sie sagte. Gestern hatte Paula nicht einmal mehr auf Sonja gewartet, um nach Hause zu laufen. Paula war traurig über den Verlust der Freundschaft mit Sonja, aber es war wohl besser so, Paula wollte nicht unter Helens Einfluss gefangen werden.